Friendship Sloop "Felicity"

 
Technische Daten des Modells:

Maßstab:                    ca. 1:24
Länge ü.a.:                  450 mm
Breite:                            98 mm
Gesamthöhe:              350 mm



Bei dem Modell handelt es sich um eine sogenannte Friendship Sloop, wie sie häufig an der Ostküste der USA, und hier besonders in den nördlicheren Regionen, anzutreffen ist. Wurden sie früher als Fischereifahrzeuge, insbesondere zum Hummerfang eingesetzt, so sind es heute begehrte Freizeitboote. Besonders auffällig ist an diesen Booten der wunderschöne Klipperbug, der diesen Booten in den rauhen Gewässern des Nordatlantiks sicher ein ausgezeichnetes Seegangsverhalten verschaffte. Bei der Felicity handelt es sich laut Beschreibung um den Nachbau einer 24-Fuß langen Sloop, also rund 8 Meter. Gemeint ist dabei die reine Rumpflänge. Bei einer Modellrumpflänge von 33cm ergibt sich dadurch ein Maßstab von ungefähr 1:24. Der Einfachheit halber ist der Rumpf als Knickspanter ausgeführt, was den schönen Linien dieser Boote aber nicht abträglich ist.



Der Bausatz für das Standmodell stammt aus den USA. Ich hatte ihn allerdings eher zufällig in einem allseits bekannten Internetauktionshaus erstanden. Direkt beim Hersteller bezogen hätte er mit knapp 100 US-Dollar kräftig zu Buche geschlagen, und ich finde den Preis, für das was man bekommt, auch stark überzogen. Ich habe ihn allerdings für preiswerte 20 € ergattert. Auf dem Foto ist grob der Baukasteninhalt zu erkennen. Neben jeder Menge Hölzer, deren Zuordnung nicht immer ganz klar ist, lag noch eine Tüte mit Kleinteilen, etwas Stoff für die Segel und mehrere Pläne bei. Diese waren mit den vorliegenden Teilen nicht immer ganz maßhaltig. Spanten und Deck wurden bereits vom Vorbesitzer aus Balsaholz angefertigt. Diese Teile habe ich jedoch aus Sperrholz neu angefertigt. Der Kiel hat auf dem Foto bereits Vor- und Achtersteven erhalten, so dass die Shilouette des Rumpfes schon erkennbar ist. Das Modell sollte mir in erster Linie helfen, die Trockenzeiten beim Lackieren meiner OPTIMIST zu überbrücken.

 
Was mich für ein Standmodell ein wenig verwundert hatte, ist die Tatsache, dass der Kiel nicht sehr hoch ist und die Spanten dadurch nicht so gut mit dem Kiel verzahnt sind. Dadurch ist das Spantgerüst vor dem Einkleben der Stringer sehr fragil. Die Stringer hatte ich gewässert, mit Stecknadeln fixiert und über Nacht trocknen lassen. Danach ließen sie sich sehr gut verkleben.




Der nächste Schritt war dann auch schon die Beplankung des Rumpfes. Dies erfolgt mit Sperrholzplatten die mit deutlichem Übermaß bereits fertig geschnitten dem Bausatz beiliegen. Auch die Planken hatte ich gewässert und mit Klammern angeheftet und über Nacht trocknen lassen. Danach hatten sie nicht mehr so viel Spannung und ließen sich leichter verkleben.

Da der Rumpf quasi "freifliegend" ohne Helling gebaut wurde, hatte sich dann doch der Kiel nach dem Anbringen der Stringer etwas verzogen. Bevor ich dann die erste der beiden unteren Planken anbrachte, habe ich den Kiel mit einer etwas breiteren Leiste und kräftigen Klammern gestrakt. Nach dem Ankleben der Planke war er dann wieder gerade. 
 
Dennoch: Präzisionsmodellbau sieht anders aus. Getreu dem Motto "Schiffbau ist Schiefbau" ist der Rumpf nicht exakt symmetrisch. Das stört mich bei diesem kleinen Versuchsmodell, welches ja nur ein Standmodell ist, nicht so sehr, da es so nicht weiter auffällt. Bei einem Fahrmodell hätte so etwas durchaus Einfluss auf den Geradeauslauf, aber das spielte hier keine Rolle.
 
Für die Beplankung des Plichtbodens habe ich 1mm dicke Tanganyikaleisten verwendet, die noch von meiner OPTIMIST übrig waren. Ich habe sie auf 4mm verschmalert. Die Kalfaterung habe ich mit dünnen schwarzen Styrolleisten ausgeführt, die ich aus einem Plastikschnellhefter zurecht geschnitten hatte.




Dann hatte ich mir Gedanken um eine ordentliche Präsentation gemacht. Im Bausatz war leider keinerlei Material und auch kein Vorschlag für einen Ständer enthalten. Von einem anderen Bausatz hatte ich noch eine schöne und von den Maßen passende Platte aus Mahagoni. Allerdings wollte ich nicht einfach nur vorne und hinten eine Platte aufstellen sondern mal was anderes versuchen. Ich habe daher aus Mahagonileisten eine Art Fachwerkkonstruktion für den Bugbereich angefertigt. Im Heckbereich wurde einfach eine Leiste mit seitlichen Anschlägen aufgeklebt.

Als nächstes wurde das kleine Stück Deck zwischen Aufbau und Plicht beplankt, sowie die Wände der Plichtumrandung und des Aufbaus eingebaut. Leider passten die Teile an den Anschlüssen nicht sehr gut, so dass ich die Lücken mit kleinen Resten auffüllen musste. Diese Stellen wurden dann gespachtelt und geschliffen. Da später alles weiß gestrichen werden sollte, war das nicht so dramatisch. Abschließend wurde rundrum noch eine "Fußleiste" und eine Verstärkungsleiste unterhalb des noch anzubringenden Handlaufs der Plicht angebracht. Da alles sehr stark gebogen werden musste, wurden wieder sämtliche Teile gewässert und vorgebogen.




Das Dach des Kajütaufbaus habe ich aus einzelnen Kiefernleisten angefertigt, da sich die vorgesehenen Platten aufgrund der starken Krümmung nicht in die gewünschte Form bringen ließen. Das ist letztendlich näher am Original, wobei am Ende dann doch alles unter der Farbe verschwunden ist. Die Kajüte erhielt außerdem ein Türchen und ein Schiebeluk zum Niedergang.

Dann wurden Mast und Bäume auf die richtige Länge gebracht. Die Bäume erhielten bereits ihr "Klauen" zur Lagerung am Mast. Der Mast wiederum erhielt das Gegenlager für den Großbaum und die Belegstellen für das laufende Gut. Auf Deck wurde die Beting als Gegenlager für den Bugspriet aufgesetzt und mit Messingdraht auf Deck verstiftet. Ebenso wie der Bugspriet mit der Beting verstiftet wurde. An Mast und Bugspriet habe ich außerdem Verstärkungsringe für die Anschlagpunkte der Wanten und Stage angebracht. Es sind einfache Abschnitte von passenden Messingröhrchen. Die Befestigungsaugen sind dabei nicht verlötet, sondern sie wurden einfach durch die Bohrungen im Ring, direkt in das Holz eingeklebt. Für ein Standmodell vollkommen ausreichend. Abschließend wurden Mast, Bäume und Bugspriet mit eichenfarbener Beize behandelt und zweimal mit seidenmattem Parkettlack versiegelt.




Bevor es an die Fertigstellung des Riggs ging, mussten zunächst die Segel angefertigt werden. Da ein Standmodell mit vollen Segeln etwas merkwürdig aussieht, habe ich mich entschlossen diese gerefft darzustellen. Da trotz des dünnen Stoffs ein gerefftes Segel dann doch etwas dick auftragen würde, habe ich das Großsegel deutlich kleiner angefertigt. Maßgebend sind die Kanten an den Bäumen, den Rest sieht man nicht mehr. Bei der Fock habe ich nahezu die vollständigen Abmessungen genommen, da sonst keine glaubhafte Darstellung möglich ist. Ich konnte zwar auf die Darstellung der Segelbahnen verzichten, aber ein Säumen der Kanten war dennoch notwendig. Hier hat mich meine Frau tatkräftig unterstützt.



Danach wurden das Großsegel vorbildgerecht am Groß- und Gaffelbaum angeschlagen und mit Mastringen versehen. Anschließend wurden noch die Reffbändsel mit einer Nadel durchgezogen. Auf ein korrektes Einbinden habe ich verzichtet, da man das später ohnehin nicht mehr sieht. Lediglich ein gleichmäßiger Abstand war zu beachten. Die Fock bekam kleine Ösen als Stagreiter.

 
Um die Segel besser zusammenlegen zu können, habe ich sie nass gemacht. Nachdem das Groß zusammengefaltet war habe ich sie mit ein, zwei Reffbändsel grob fixiert. Danach noch einmal die Bäume ordentlich ausgerichtet und anschließend alle Reffbändsel endgültig verknotet und auf gleiche Länge abgeschnitten. Nachdem die Mastringe aufgeschoben waren, bekamen die Gabeln der Bäume noch ihre Klotjes.

Da ich auf zahlreichen Originalfotos gesehen hatte, dass die Wanten noch mit Juffern gespannt werden, wollte ich das bei meinem Modell auch so machen. Die Juffern sind aus Plastik, was aber nichts macht, die sie zum Schluss lackiert wurden. Es war nicht so einfach jeweils die beiden Juffern auf die gleiche Höhe zu bringen, gleichzeitig in das Tau einzubinden und mit einem dünnen Faden alles zusammenzuziehen und zu verknoten. Ständig fehlte mir eine Hand. Das abschließende Einbinden des hellen Taus, mit dem dann das Spannen der Wanten erfolgt, war dann wieder ganz einfach. Das Spannen funktioniert auch beim Modell wunderbar.




Nun wurde sämtliches Laufendes Gut angebracht. Dazu mussten noch ein paar Blöcke eingebunden werden. An den Belegstellen habe ich die Enden ordentlich aufgeschossen. Auch das geht am besten, wenn man das Tau nass macht und abschließend mit ein paar Tropfen verdünntem Weißleim fixiert.




Abschließend ging es noch an die letzten Details, wie die Anfertigung der Lampenbretter, das Ausrüsten des Rettungsrings (der etwas zu groß wirkt) mit einem umlaufenden Tau und das Anfertigen des Namenschildes mit Reibebuchstaben. Mit Hilfe eines Farbpulvers fand übrigens eine dezente Alterung statt. Das Ruder ist mit Hilfe der Pinne auch tatsächlich zu bewegen.




Die zu sehenden Wantenspanner für die Bugsprietverspannung sind selbst gemacht und haben keine Funktion. Die übrigen Klein- und Beschlagteile wie Lampen, Blöcke, Klotjes hatte ich aus der Grabbelkiste und waren nicht Bestandteil dieses kleinen Bausatzes. Dieser war von eher bescheidener Ausstattung. Aber dennoch hat mir der Bau dieses kleinen Modells sehr viel Spaß gemacht.

Hier geht es zum Baubericht im Forum Schiffsmodell-Net.