Regattayacht "Hakuna Matata"

ein Boot der RG-65-Klasse



 

Technische Daten:

Länge:                650 mm
Breite:                 152 mm
Masthöhe:        1025 mm
Kiellänge:           332 mm
Gesamthöhe:   1430 mm
Gewicht:          1050 g
Segelfläche:   0,225 m²
 

Bei der "Hakuna Matata" handelt es sich um ein Boot der Regattaklasse RG65 und basiert auf den Plänen der "Palo de Agua" von Fredo Vollmer aus dem Jahre 1999. Den Plan kann man hier im Internet herunterladen.

In diversen Internetforen wurde dieses Boot als eher schlecht segelnd bzw. schwer trimmbar bezeichnet. Mir gefielen jedoch die Linien und irgendwie reizten mich diese Aussagen letztendlich noch mehr, und ich wollte versuchen ein gut segelndes Boot daraus zu machen. So habe ich diverse Änderungen gegenüber dem Originalentwurf durchgeführt, wie z.B. eine andere Kielposition und andere Segel.

Eine weitere Bedingung die ich mir auferlegte, war die Verwendung möglichst weniger Kaufteile. So entstand das Boot mehr oder weniger fast komplett aus der Restekiste. Lediglich den Kiel, das Schwert und die Teile für die RC-Anlage habe ich gekauft.


Der Bau

Begonnen wurde üblicherweise mit dem Aussägen der Spanten, welche ich aus 2mm Sperrholz erstellte. Damit lassen sich die Spanten deutlich präziser herstellen als aus weichem Balsaholz. Beim Aufzeichnen habe ich bereits die Aussparungen der Spanten, sowie die konstruktiven Änderungen für das erhöhte Vordeck und die Plicht berücksichtigt. Der ursprüngliche Plan sieht ein ebenes und geschlossenes Deck vor, was ich ein wenig langweilig finde. Außerdem hat eine Plicht den Vorteil der besseren Zugänglichkeit an die Ruderanlenkung. Mit dem erhöhten Vordeck versprach ich mir etwas mehr Auftriebsvolumen im Vorschiff und letztendlich gefiel mir das optisch einfach besser.

Nach dem Aussägen der Spanten habe ich diese auf ein gerades Baubrett gestellt. Dazu nahm ich zwei Balsabrettchen, welche  parallel zur Mittellinie auf das Baubrett geklebt wurden und an den Stellen der Spanten entsprechende Schlitze hatten, um diese einfach einstecken zu können. Damit bestand die Möglichkeit, den Rumpf jederzeit von der Helling nehmen zu können. Dennoch war es erforderlich den Heck- und Bugspant mit einem Tropfen Holzleim zu fixieren, damit beim Aufkleben der Bodenplanke, die Spanten nicht nach oben gezogen wurden.

Im Plan ist lediglich die Bodenplanke dargestellt, mit der ich auch begonnen habe. Die Planken aus 2mm dickem Balsaholz habe ich mit wasserfestem Holzleim an die Spanten geklebt. Während der Trocknung wurde alles mit Stecknadeln, Klammern oder Klebeband fixiert. Nachdem die Bodenplanke aufgebracht war, ging es an die oberen Seitenplanken. Anhand der „Knicke“ in den Spanten konnte ich den groben Umriss der Seitenplanken abnehmen, welche ich zunächst mit reichlich Überstand aufgeklebt habe. Anschließend wurden diese mit einem Schleifklotz auf Maß geschliffen. Dabei orientierte ich mich wieder an den Spanten. Zum Schluß wurden die unteren Seitenplanken ebenfalls mit Übermaß aufgeklebt.

Nach dem Trocknen des Leims konnte der Rumpf nun von der Helling genommen werden. Ich war sehr gespannt und nachdem ich den Rumpf in Händen hielt war ich total begeistert von dem Ergebnis. Nachdem der Überstand der unteren Seitenplanken abgeschnitten war, lag der fertige Rumpf bereits nach drei Bastelabenden vor mir. Sehr stabil und gerade mal 90 Gramm leicht.
 

 

Das motivierte mich sehr und es ging nun an den Ausbau des Rumpfes. Ich hatte mir ja schon grobe Gedanken über die Anordnung der RC-Anlage gemacht und habe mit Hilfe der Bauberichte aus dem Internet, die Position des Kiels um einen Spant nach vorne verschoben. Den Kiel wollte ich jedoch nicht fest einbauen, sondern – ähnlich wie bei meiner racing MM – in Längsrichtung verschiebbar konstruieren. Dazu mußte eine Kieltasche gebaut werden in die der Kiel gesteckt und fixiert werden konnte.


Der Kiel

Dazu war es jedoch erforderlich erst einmal das Schwert des Kiels zu bauen, damit ich sicher gehen konnte, dass die Aufnahme in den Rumpf auch funktioniert.

Als Schwert habe ich mir ein Hubschrauberrotorblatt gegönnt. Dabei handelt es sich um eine Aluminiumprofil mit großer Steifigkeit. Um das profilierte Schwert in dem eckigen Kielkasten fixieren zu können, mußte der obere Teil des Schwertes verändert werden. Nachdem ich vorne und hinten ein Stück des Profils abgesägt hatte, setzte ich ein Stück aus 3mm dickem ABS in das Profil, welches anschließend noch seitlich aufgefüttert wurde, um auf die Breite des Schwertprofils zu kommen und eine saubere Aufnahmezunge gestalten zu können. Anschließend wurde noch eine M3-Gewindestange, zur späteren Fixierung über Deck, in das hohle Profil geklebt. Damit die Gewindestange besser hält wurde ein Stück Balsaholz stramm eingeschoben und mit eingeklebt. Anschließend wurde alles mit Sekundenkleber getränkt. Das Ergebnis ist auf den Fotos gut zu erkennen.

Damit der Kiel in Längsrichtung verschiebbar ist, ist die Aufnahmezunge des Schwerts etwas kürzer als der Kielkasten. Mit Hilfe von Distanzklötzen wird der Kiel dann in der jeweiligen Position in den Kielkasten eingeschoben und oben mit einer Mutter gesichert.

Auf der Gegenseite wurde ebenfalls eine Aufnahmezunge für die Ballastbombe erstellt. Bei der Ballastbombe handelt es sich ebenfalls um ein Fertigteil aus dem Hause Prothmann. Ohne Werbung machen zu wollen, muß man wirklich sagen, dass die Prothmann-Bomben das Beste sind was mir bisher unter die Augen gekommen ist. Sie haben einen Messingkern, so dass die Spitzen nicht so empfindlich gegen Stöße sind. Weiterhin sind sie sauber abgedreht, so dass sie einfach nur grundiert und lackiert werden müssen. Stundenlanges Spachteln und Schleifen ist nicht erforderlich. Diese feinen Stücke sind ihr Geld auf jeden Fall wert. Für 25,- € kann man es in der Qualität nicht selbst machen.


Ausbau des Rumpfes

Der Kielkasten selbst ist aus ABS erstellt, da das Material wasserfest ist und keine weitere Behandlung mehr braucht. Durch die Verwendung von Kunststoffen kann auf schützende Lacke verzichtet werden, welche die Passung später erschweren.

Der Kielkasten wurde nun zwischen die Spanten Nr. 3 und 4 geklebt. Anschließend erfolgte der Einbau der Montagebrettchen für das Ruder- und das Segelverstellservo. Hier habe ich mir für die Anordnung einiges von der racing MM abgeschaut und sowohl das Segelverstellservo als auch das Ruderservo mittig eingebaut. Die Ansteuerung des Ruders sollte später über Seilzüge erfolgen.

Vor den Kielkasten habe ich ein Kohlefaserrohr mit 6mm Innendurchmesser zur Aufnahme des Mastes eingeklebt. Damit der Mast später nicht durch das weiche Holz drückt, habe ich das Rohr unten mit einer Kunststoffplatte verschlossen. Natürlich kann man auch ein Alurohr nehmen, aber ich hatte nur ein passendes Rohr  aus Kohlefaser. Wie bereits erwähnt, kam fast alles aus der Restekiste.

Da ich wegen der besseren Zugänglichkeit eine offene Ruderanlenkung vorsah war es erforderlich die bereits erwähnte Plicht einzubauen. Dazu mußte dann noch ein zusätzlicher Plichtspant eingefügt werden. Dieser bildet gleichzeitig den Abschluß des Mitteldecks. Für das Segelverstellservo und den Empfänger wurde ein Brettchen zwischen den Spant Nr. 4 und Nr. 5 eingeklebt. Zwischen Segel- und Ruderservo sollte dann der Empfängerakku seine Position finden.

Zu dem Zeitpunkt war ich mir nicht hundertprozentig sicher, ob das Boot dadurch die richtige Wasserlage bekommen würde. Ich hatte gehofft durch Verschieben das Akkus noch ein wenig korrigieren zu können. Wie sich später herausstellte war diese Sorge jedoch vollkommen unbegründet. Leider ist der Raum zwischen den beiden Servos etwas eng geraten und ich würde heute das Ruderservo noch um etwa einen Zentimeter weiter nach hinten setzen, um den Akku besser einsetzen und wechseln zu können.


Das Ruder

Beim Ruder handelt es sich um eine einfache Sandwichkonstruktion. Der innere Kern besteht aus Balsaholz mit einer Ruderachse aus 2mm Eisendraht. Die Achse ist am unteren Ende abgewinkelt und flach geklopft. Der äußere Teil des Ruders besteht aus 0,8mm Sperrholz. Das ganze wurde einfach mit Holzleim und vielen Klammern verklebt, wobei die Achse mit dem Balsakern die Form vorgibt. Die Hinterkante ist zwar ein wenig dick geworden, aber das Ruder ist eine absolut stabile Konstruktion.


Das Deck

Anschließend ging es an die Fertigung der Decksteile sowie den Ausbau der Plicht. Zuvor habe ich rundum noch eine Auflageleiste aus 2x2mm Kiefernleisten eingeklebt, sowie ein Kunststoffröhrchen für die Aufnahme der Empfängerantenne. Anschließend habe ich den Rumpf  innen zweimal mit G4-Harz gestrichen. Hierbei handelt es sich um ein einkomponentiges Kunstharz, welches einfach mit dem Pinsel aufgetragen wird und das Holz härter und stabiler, sowie wasserfest macht. Auf eine Glasgewebematte habe ich verzichtet. G4 hat den Vorteil, dass man es direkt aus der Dose verarbeiten kann und man nur soviel verbraucht wie man aufträgt. Ausgehärtete Gebindereste, wie sie bei Zweikomponenten-Harzen übrig bleiben, sind hier kein Thema.

Begonnen habe ich mit dem Mitteldeck, welches ein Schiebeluk bekommen sollte, welches ich noch vor dem Aufkleben des Decks erstellte. Das Deck selbst ist aus 0,8mm Sperrholz, das Schiebeluk aus 1mm ABS. Zur Führung des Luks habe ich auf das Holzdeck einen Rahmen aus 1mm ABS und darüber einen etwas breiteren Rahmen aus 0,5mm ABS aufgeklebt, so dass dieser über das Schiebeluk greift, welches nach hinten herausgezogen wird. Es verläuft nach vorne leicht konisch, dadurch lässt es sich insgesamt leichter einschieben bzw. herausziehen. Um das Luk besser greifen zu können, bekam es am hinteren Ende eine „Griffkante“ aus 3mm dickem ABS.

Bevor die Decks aufgeklebt wurden, mußten auch diese von innen mit G4 behandelt werden. Unmittelbar nach dem zweiten Anstrich, wenn das Harz also noch streichfähig war, wurden sie auf dem Rumpf fixiert, so dass sie direkt mit Hilfe des Harzes verklebt wurden. Ich habe dazu vorher natürlich einige Klebeversuche mit Resthölzern vorgenommen, die mich von der Festigkeit dieser Klebeverbindung überzeugten.

Anschließend erfolgte die Anbringung der restlichen Decksteile, wobei man hier nicht die Verstärkungen zur Aufnahme der Wanten und Stage vergessen sollte. Das erhöhte Vordeck und das Deck der Plicht, sowie deren Seitenwände bestehen wieder aus 2 mm Balsaholz, welche nach der gleichen Methode mit G4 aufgeklebt wurden.


Endspurt

Nach ein paar Bastelabenden lag dann der fertig ausgebaute Rumpf vor mir und wartete auf sein Finish. Dazu erfolgte zunächst ein mehrmaliger Anstrich mit G4, sowie leichten Spachtelarbeiten und jeweiligem Zwischenschliff, bis alle Poren des Holzes geschlossen und der Rumpf eine absolut glatte Oberfläche hatte. Was sich hier so leicht liest, zog sich über mehrere Wochen und gehört zu den Tätigkeiten, die mir nicht wirklich Spaß gemacht haben. Da sich das Modell in dieser Zeit auch nicht sichtbar veränderte, hatte ich außerdem das Gefühl nicht wirklich voran zu kommen. Aber irgendwann war auch das geschafft und es konnte an die Lackierung gehen.

Ich habe aus Ermangelung an geeigneten Räumlichkeiten die Lackierung wieder mit dem Pinsel vorgenommen. Partikeleinschlüsse wurden mit feinem Schleifpapier zwischen den einzelnen Farbaufträgen entfernt. Zum Schluß gab es eine Behandlung mit Polierschleifpaste und die Anbringung des Namenszuges.

Den Namenszug habe ich folgendermaßen hergestellt: Ich habe mit der gewünschten Schriftart und einem handelsüblichen Textverarbeitungsprogramm den Namen ausgedruckt, auf Pappe geklebt und die einzelnen Buchstaben ausgeschnitten, welche anschließend als Schablone fungieren und mit deren Hilfe die einzelnen Buchstaben auf Selbstklebefolie übertragen werden. Dann werden die einzelnen Buchstaben aus der Folie geschnitten und auf den Rumpf geklebt. Das ist zwar eine etwas fummelige Arbeit, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Name fand sich übrigens bei einem Besuch eines Musicals. Er stammt aus dem Suhaheli und bedeutet soviel wie „Keine Probleme“ oder "Null Problemo".

Bevor es an die weitere Fertigstellung ging, benötigte das Boot aber noch einen Bugfender, welcher für ein Regattaboot sozusagen Pflicht ist, damit es bei möglichen Kollisionen im Regattagewimmel nicht zu Beschädigungen anderer Boote kommt. Anfangs wollte ich den Fender aus einem Stück Kork eines Schleifklotzes anfertigen. Während des Baus kam mir aber die Idee, den Fender aus Silikon zu modellieren. Dazu wurde zunächst eine ordentliche Silikon-“wurst“ auf die Bugspitze gebracht. Mit Hilfe eines Spachtels und viel Wasser wurde er nun so geformt, dass er sich harmonisch an den Linienverlauf des Bugs schmiegt. Nach dem Trocknen wird dann der vordere Teil mit einem scharfen Messer, welches am Besten an einem Lineal geführt wird, sauber abgeschnitten. Das gelang insgesamt recht gut, wobei ich aber dennoch zwei Versuche benötigte. Aber das Silikon lies sich rückstandsfrei entfernen. Sollte der Fender also mal beschädigt werden, so lässt er sich recht einfach erneuern. Durch die Verwendung von weißem Silikon, passt der Fender auch gut in das Gesamterscheinungsbild.


Das Rigg

Für die Erstellung des Riggs kamen einige Fertigteile der racing-MM zum Einsatz, welche sich auch vorzüglich für eine RG-65 eignen.

Mast und Großbaum sind aus 6mm Kohlefaserrohr, welches man in jedem Drachenladen bekommt. Der Fockbaum ist der Rest eines alten Drachens und hat nur einen Durchmesser von 4mm. Das Großbaumlager wird nur über den Mast geschoben, nicht geklebt! Ein Wickel aus Tesafilm verhindert, dass er nach oben rutschen kann. Damit er sich nicht verdrehen kann, hat das Großbaumlager serienmäßig zwei kleine Zapfen links und rechts. Bei der racing MM greifen diese in entsprechenden Vertiefungen der Mastplatte. Diese Mastplatte konnte ich jedoch nicht einsetzen. Stattdessen ragt das Mastlagerrohr ca. 2mm über das Deck, so dass ich zwei kleine Vertiefungen einarbeiten konnte, in die dann die beiden Zapfen des Großbaumlagers greifen und es daran hindern sich zu verdrehen. Der Fockbaum bekam dann noch ein Fockausgleichsgewicht, welches ich einfach aus drei Messingstellringen anfertigte.

Die Wanten und das Achterstag sind aus Stahlseil, die Spannschlösser sind Reste der racing-MM. Diese lagen dem Bausatz bei, um die Augschrauben mit Rechtsgewinde als Anschlagpunkte des Riggs zu verwenden, so dass das eigentliche Spannschloß mit der Linksgewinde-Augschraube übrig blieb. In das Rechtsgewinde habe ich dann einfach eine M2-Schraube gedreht, die vorher ihres Kopfes beraubt wurde. Auf das andere Ende des Gewindes wurde dann ein Gabelkopf gedreht und fertig war das Spannschloß.


Die Segel

Die Segel habe ich selbst erstellt. Leider fehlte im Plan ein Stück der Segelzeichnung. Dieses Segel hat allerdings ein sehr breites Kopfbrett, was mir nicht so gut gefiel, so dass ich es ohnehin nicht verwenden wollte. So lud ich mir aus dem Internet die Zeichnung eines A-Riggs herunter. Da ich die Segel aus einem Stück erstellen wollte, mußte ich noch eine Vorliekskurve vorsehen, damit das angeschlagene Segel anschließend auch ein Profil erhält.

Die Segel sind aus Icarex 31, welches sich als hervorragendes Material erwiesen hat. Es ist sehr leicht, so dass es sehr gute Leichtwindeigenschaften hat, hält aber dennoch auch stärkeren Wind aus und verzieht sich auch unter Wassereinfluß nicht, da es beidseitig imprägniert ist. Nach dem Zuschnitt wurden alle erforderlichen Verstärkungen, sowie die Segellatten aufgebracht und die Segelnummer nebst Klassenlogo mit einem wasserfesten Filzstift aufgemalt.

Anschließend konnten die Segel angeschlagen werden. Das Großsegel wurde statt mit Segelringen einfach mit dünner Schnur angeschlagen. Lediglich an den beiden oberen Befestigungspunkten kamen Segelringe zum Einsatz. Nach Öffnung dieser beiden Ringe, lässt sich dann der Mast einfach nach oben herausziehen. Andernfalls wären die Wanten im Weg.


Der RC-Einbau

Nachdem alles soweit fertig war, ging es nun an den Einbau der Fernsteuerung. Das Antennenkabel des Empfängers wird einfach in das im Vorschiff befindliche Röhrchen eingeschoben. Ruder- und Segelverstellservo werden in ihre vorgesehenen Halterungen geschraubt und der Ein-Aus-Schalter wird mit doppelseitigem Klebeband am vorderen Spant befestigt. Dadurch muß das Schiebeluk nur ein Stück nach hinten geschoben werden, um den Schalter zu betätigen.

Die Ruderanlenkung erfolgt mit zwei Schnüren, in die zur besseren Einstellbarkeit noch Klemmschieber mit eingeknüpft wurden. Der Ruderhebel ist ein alter Servohebel, dessen Verzahnung mit einem kleinen Fräser ausgearbeitet wurde, so dass ein passender Stellring eingepresst werden konnte. Ein passendes Loch durch das die Stellschraube angezogen werden kann, und fertig war der Ruderhebel.

Bei der Schotanlenkung hatte ich mich anfangs etwas verschätzt. Ich verwendete zunächst einen Verstellhebel der MM, welchen ich jedoch auf ca. 6cm kürzte, da er sonst an den Spanten anschlagen würde, und auf den ein einfacher Umlenkblock geschraubt wurde. Bei einem ersten Versuch zeigte sich jedoch, dass mit einer einfachen Umlenkung der erreichte Verstellweg zu gering war. Das Segel öffnete sich gerade mal auf etwa 45 Grad. Ich mußte also eine zusätzliche Umlenkung einbauen. Glücklicherweise gab es in meinem Materiallager einen kleinen Doppelblock, welchen ich am Verstellhebel montieren konnte. Neben dem Anschlagpunkt der Schot, welcher sich direkt neben dem Ruderservo befindet, wurde dann noch ein Umlenkblock aus dem Beschlagsatz der racing-MM unmittelbar daneben angeschraubt. So konnte ich auf kleinem Raum die Schot zweimal umlenken und erreichte nun den notwendigen Verstellweg. Dieser war nun sogar zu groß. Nun hätte ich den Verstellhebel kürzen können, aber ich entschied mich für eine Servowegreduzierung. Computersender sei Dank!

Diese doppelte Umlenkung der Schot hat jedoch auch einen Nachteil. Durch die Untersetzung verdoppeln sich die Kräfte die von den Segeln ausgehen und auf die Schot direkt am Servo einwirken, d.h. bei Windstärken ab etwa 3 Bft. hat des Segelverstellservo einige Mühe die Segel dicht zu holen. Würde ich das Boot noch einmal bauen, so würde ich das Segelverstellservo außermittig setzen und einen längeren Hebelarm verwenden, mit dem sich bei einer einfachen Schotumlenkung genügend Schotweg ergibt. Man lernt halt nie aus.

Die Schot wird am Plichtspant nach außen geführt. Dazu verwendete ich ebenfalls eine Schotdurchführung der MM. Am Ende der Plicht läuft die Schot über eine Umlenkrolle nach vorne. An einem kleinen Ring, welchen ich in die Schot geknüpft habe, verteilen sich die Schoten auf die beiden Segel. Während die Fockschot einfach nur durch zwei Ösen an den Fockbaum läuft, wird die Großschot zunächst auch nach vorne geführt, dort ein weiteres Mal umgelenkt und durch einen Bügel geführt, um an der richtigen Stelle am Großbaum anzukommen. Durch diese Führung der Großschot wird das Spiel minimiert und die Anlenkung ist sehr präzise. Der Bügel, welcher über der Lukenöffnung sitzt, ist einfach aus Alublech gebogen. An der Schotdurchführung sitzt eine Kunststofföse, damit die Schot nicht aufgerieben wird.

Die Schoten sind an den Bäumen mit Stopperclipsen befestigt, wie sie u.a. auch beim Drachenbau verwendet werden. Dadurch können sie sehr einfach gelöst werden, was einen Riggwechsel vereinfacht. Außerdem können sie beide optimal zueinander eingestellt werden, so dass man den Fockspalt gut justieren kann. Es empfiehlt sich jedoch diese Clipse mit einer Sicherungsleine gegen Verlust zu sichern. Mir ist ein Clip abhanden gekommen, als die Segel bei etwas mehr Wind umschlugen. Durch den Ruck löste sich der Clip und verschwand auf Nimmerwiedersehen im See.

 


Segelverhalten

An einem sonnigen Nachmittag mit wenig Wind ging es dann voller Erwartung an die Wakenitz, dem Segelrevier für Modellboote am Rande der Lübecker Altstadt. Der Kiel war in der hinteren Position eingebaut, die Segel wurden getrimmt und das Boot wurde seinem Element übergeben. Sofort zog es los, jedoch mit einer deutlichen Leegierigkeit, so dass ich nach einiger Zeit den Kiel in der vorderen Position montierte. Schon zeigte sich ein deutlich neutraleres Boot, mit einer guten Tendenz zur Luvgierigkeit. Die Reaktionen auf das Ruder waren gut, obwohl der Ausschlag nach beiden Seiten nur jeweils etwa 30 Grad beträgt. Auch die Segelverstellung funktionierte problemlos und exakt. Nach etwa einer Stunde ging ich hoch zufrieden wieder nach Hause.

Der nächste Einsatz erfolgte bei deutlich mehr Wind. Der Kiel befand sich noch in der vorderen Position, was für die herrschenden Bedingungen völlig ungeeignet war. Bei Kursen am Wind neigte das Boot dazu den Bug wegzustecken und vor dem Wind befand es sich dann mehr unter als über Wasser. Hinzu kam eine extreme Luvgierigkeit, die ein vernünftiges Segeln nicht zuließ. Also raus mit dem Boot und den Kiel wieder nach hinten versetzt und schon war das Boot wie verwandelt. Der Bug neigte nun nicht mehr zum Abtauchen und die Luvgierigkeit hatte sich auch deutlich verringert. Ich war mit der Kielverstellung daher sehr zufrieden.

Selbstverständlich kann man ein Segelboot nicht nur mit dem Verschieben des Kiels trimmen. Einen wesentlichen Teil zum Segelverhalten trägt natürlich der Segeltrimm bei. So ist es z.B. empfehlenswert bei viel Wind das Großsegel mit mehr Twist zu fahren, d.h. es im oberen Bereich etwas offener zu fahren, um den Druck herauszunehmen. Mit einem so getrimmten Großsegel kann man dann allerdings nicht mehr so hoch am Wind segeln. Vieles ist natürlich auch eine Frage der persönlichen Vorlieben, ob man nun eher ein neutrales Boot möchte oder ob man ein Boot mit leichter Luvgierigkeit möchte, welches ständige Arbeit am Ruder benötigt.

Nach einigen Tests bei unterschiedlichen Windverhältnissen, bei denen das Boot ausschließlich allein auf dem Wasser war, sollte dann aber der große Moment kommen und das Boot mußte sein Potential zeigen. So fand einige Wochen nach der Jungfernfahrt eine Ranglistenregatta in Lübeck statt, bei der ich selbstverständlich teilnehmen wollte. War ich doch sehr gespannt wie der Vergleich zu anderen Booten ausfallen würde.

Um es vorwegzunehmen: Ich bin an dem Tag sehr zufrieden wieder nach Hause gefahren. Bei sieben gemeldeten Booten, mit ernst zu nehmenden Skippern, gelang mir immerhin ein vierter Platz in der Gesamtwertung. Hätte ich mir nicht den einen oder anderen Strafkringel eingehandelt und in manchen Winddrehern etwas mehr Glück gehabt, dann wäre möglicherweise eine noch bessere Platzierung dabei heraus gekommen, denn zum Drittplatzierten waren es nur drei Punkte Unterschied. Einige Wochen später bei der inoffiziellen Deutschen Meisterschaft in Lübeck konnte ich wieder einen vierten Platz erringen.

Was für mich jedoch viel interessanter war, war die Tatsache, dass ich bei einigen Läufen Zweiter wurde, einen Lauf konnte ich sogar gewinnen. Und insbesondere der Vergleich Boot gegen Boot, zeigte in vielen Situationen, keinen erkennbaren Geschwindigkeitsnachteil gegenüber den damals modernen Konstruktionen, wie z.B. der Laerke65. Damit war für mich bewiesen, dass es sich bei der "Palo de Agua", trotz der etwas älteren Konstruktion, durchaus um ein konkurrenzfähiges Boot handelt, welches beim richtigen Umgang auch das Potential zum Siegen hat. Das Projekt einer Low-Cost-RG-65 war damit erfolgreich abgeschlossen.


Fazit

Der Bau dieses Bootes hat mir sehr, sehr viel Spaß bereitet. Es war nicht nur das umfangreiche Arbeiten mit dem Werkstoff Holz, sondern auch das konstruktive Denken, um die von mir vorgenommenen Änderungen umzusetzen. Letztendlich habe ich ja nur den Spantenriss verwendet, alles andere wurde hinsichtlich der Konstruktion selbst erstellt. Vieles existierte anfangs nur im Kopf und ergab sich häufig erst während des Baus, so dass die größte Herausforderung häufig darin bestand nichts zu vergessen und alles in der richtigen Reihenfolge zu bauen. Zum Schluß gibt es dann noch ein hohes Maß an Zufriedenheit, mit wenig finanziellem Aufwand ein ansprechendes und leistungsfähiges Modell erstellt zu haben.

Auch wenn die Konstruktion der "Palo de Agua" nun schon einige Jahre alt ist, so zeigt sie sich durchaus konkurrenzfähig. Auf jeden Fall ist sie auf dem Wasser mit ihrem schlanken Rumpf, sowie den schmalen hohen Segeln eine äußerst elegante Erscheinung. Und ich muß gestehen, dass ich von all meinen Booten, auf dieses doch irgendwie ganz besonders stolz bin.


Weitere Optimierungsmöglichkeiten

Würde ich das Boot aber noch einmal bauen, so würde ich noch weitere Änderungen vornehmen, wie z.B. das schon erwähnte, außermittig angebrachte Segelverstellservo. Weiterhin würde ich die Aussparungen der Spanten weiter vergrößern, um noch ein wenig Gewicht einzusparen und die Beplankung des Rumpfes würde ich mit 0,8 mm Sperrholz versuchen, da dieses eine festere Oberfläche als Balsaholz hat. Allerdings wären dann die Klebeflächen der Planken untereinander auch wesentlich schmaler und könnten Probleme bereiten. Den Mast würde ich nicht mehr in ein Rohr setzen, sondern direkt in einen Fuß auf Deck setzen, um die Neigung des Mastes besser mit den Wanten und dem Achterstag einstellen zu können, ohne den Mast dabei stärker zu biegen. Eine Möglichkeit wäre es vielleicht auch, den Mast ein Stück unterhalb des Decks zu teilen, so dass er im Mastrohr auf seinem unteren Teil steht.

Inzwischen habe ich übrigens einen zweiten Kiel angefertigt, welcher beim ersten Regio-Cup Nord erstmalig zum Einsatz kam und sicher maßgeblich dazu geführt hat, dass ich den 2. Platz belegt habe. Dabei habe ich eine um 70 Gramm leichtere Kielbombe (also 470 Gramm) eingesetzt und das Kielschwert um 3 cm gekürzt. Das Schwert hat auch eine um 5mm schmalere Flosse. Aber hier habe ich den Eindruck, dass das Boot deutlich stärker abtreibt.


Auf jeden Fall führt der leichtere Kiel zu einer besseren Schwimmlage (Heckspiegel berührt gerade so die Wasserlinie) und ich habe den Eindruck, dass das Boot insgesamt etwas "leichter" läuft und besser anspringt. Insbesondere bei Schwachwind ist dieser Kiel eine deutlich bessere Alternative, aber auch bei etwas mehr (2-3 Bft.) konnte ich im Vergleich zu den modernen Rundspanteren keinen nennenswerten Nachteil feststellen. Die Krängung im Vergleich zu den Rundspantern ist dabei sogar zum Teil immer noch geringer.