Boddenboot "Zander"


Das Original

 
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Technische Daten:

Länge:        7,03 m
Breite:         2,50 m
Tiefgang:    0,51 m
Gewicht:     3,15 t

Antrieb: 1 Jetantrieb mit 220 PS Leistung
Geschwindigkeit: 24 Kn

Die Boddenboote wurden 1993 von der DGzRS in Dienst gestellt. Bei der Namensgebung erinnerte man an die in den Boddengewässern heimischen Fischarten „Hecht", „Zander", „Barsch" und „Butt".

Da die Boddengewässer sehr flach sind, waren besondere Anfordernisse an die neuen Boote zu stellen. Man entschied sich daher für einen Jetantrieb. Die Boote werden auf einem speziellen Trailer vom Bootsschuppen in die Nähe des Einsatzortes transportiert. Gezogen wird der Trailer von einem Unimog in Spezialausführung. Dieses Fahrzeug ist in der Lage noch in 1,20 Metern Wassertiefe zu fahren.


Das Modell
 
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Technische Daten:

Länge:         75 cm
Breite:          26 cm
Tiefgang:       4,5 cm
Gewicht:  ca. 3,5 kg

Antrieb: 1 Jetantrieb 
Motor:   Power 700 BB/9,6V
Geschwindigkeit: ca 20 km/h

Das Boddenboot „Zander" wurde von mir aus dem Bausatz für den "Hecht" der Fa. Graupner im Maßstab 1:10 erstellt. Das Modell zeigt bereits die aktuelle Ausführung mit den großen Auftriebskörpern hinter dem Aufbau. Ursprünglich war beim Original an dieser Stelle nur eine Reling angebracht. Ein „Airbag", welcher sich im Falle eines Kenterns automatisch aufblies, sorgte für den nötigen Auftrieb. Offensichtlich funktionierte diese Konstruktion wohl nicht zuverlässig genug, so daß man fest installierte Auftriebskörper montierte. Ein weiterer Auftriebskörper wurde am Mast angebracht, welcher nun wie ein Dach wirkt. Durch diese Maßnahmen erscheint das Boot noch etwas knuffiger und hat für meinen Geschmack dadurch nur gewonnen.

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Trotz der guten Qualität des Bausatzes habe ich ein paar Änderungen im Detail vorgenommen. So befürchtete ich, daß die Befestigungslasche am Vorsteven (Teil Nr. 7) leicht abbrechen würde, da sie nur stumpf angeklebt wird. Dieses Teil wurde daher aus Messingblech ange- fertigt und von innen in einem entsprechenden Schlitz eingesetzt und verklebt.

Die Tür zwischen den beiden Auftriebskörpern und die Luke mit integrierter Trittstufe auf dem Achterdeck wurden von mir beweglich gestaltet. Dazu mußten die Scharniere nur geringfügig modifiziert werden. Die Luke hat dabei jedoch keine abdichtende Funktion, die Öffnung wird durch eine darunterliegende ABS-Platte verschlossen, welche mit Tesafilm eingeklebt wurde. Von dort kommt man nämlich ganz gut an die Gummimanschetten für die Steuerung des Jets. Die Luke, sowie die Trittstufe, wurden, dem Original entsprechend, aus ABS mit Riffelblechimitation hergestellt.

 

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Am Aufbau wurden die Lüfterkästen (Teile Nr. 58 und 59) komplett aus einzelnen ABS- Platten neu aufgebaut, da mir die tiefgezogenen Teile nicht gefielen. Die Lamellen der Lüfter auf der Rückseite der Kästen wurden aus 0,5mm Polistyrolstreifen angefertigt. Die Handläufe an der Achterkante des Aufbaus wurden aus Kunststoffrohr angefertigt. Der Durchgriff wurde entsprechend angepaßt und mit 1mm Messingdraht eingefasst.

 
Die augenscheinlichste Veränderung war dann die Änderung des Namens, denn ich wollte vermeiden, daß mein Boot vielleicht irgendwann einmal zu einem „Hechtschwarm" gehörte. Vier Namen stehen insgesamt ja zur Auswahl und ich entschied mich also für den „Zander". Dazu mußte außerdem noch die Kennung ( DH 3782) auf dem Aufbaudach geändert werden, welches mit Hilfe eines Druckers und selbstklebender Folie geschah.

Hinzu kommen viele kleine Veränderungen und Ergänzungen, welche in diesem Maßstab das Modell beträchtlich aufwerten. So wurden z.B. auch sämtliche Elektrokabel dargestellt, obwohl keine Beleuchtung vorhanden ist.

Die Lackierung erfolgte dann nach der Farbkarte der DGzRS. Das Leuchtrot ist von Revell und entspricht nicht exakt der Farbangabe. Es ist aber eine preiswerte Alternative.

 

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Der Jet-Antrieb

Dieser Antrieb war für mich eigentlich der ausschlaggebende Grund, mir dieses Modell zuzulegen. Gab es in der Vergangenheit doch immer wieder interessante Berichte in den Modellbauzeitschriften, die einfach neugierig machten.

Ich habe sehr viel Sorgfalt für den Einbau des Jettunnels aufgebracht und alle Klebenähte sauber verspachtelt und verschliffen. Insbesondere die Übergänge zum Rumpf sollten möglichst glatt und rund sein.

Als Antriebsmotor verwende ich, wie von Graupner vorgeschlagen, einen Power 700, jedoch setzte ich die Ausführung für 9,6 Volt ein, weil ich ursprünglich vor hatte mit 12 Volt zu fahren. Da ich aber einen kurzfristigen Ausflug in den RC-Car-Sport machte, hatte ich „plötzlich" jede Menge 7,2 Volt-Packs, welche nun ihren Weg in den „Zander" fanden und 14,4 Volt liefern. Da der Motor damit sehr heiß wird, war es notwendig ihm eine Wasserkühlung zu verpassen. Als Kühlwasserein- und -auslaß verwende ich die Best.Nr. 1427 von Graupner. Der Einbau ist damit absolut einfach.

Den Motorspant habe ich nicht wie in der Bauanleitung vorgesehen, einfach nur in die beiden Längsträger eingesteckt, sondern fest eingeklebt. Irgendwie war mir die Steckverbindung nicht sicher genug, schließlich macht der Motor seinem Namen alle Ehre. Dadurch ist der Aus- und Wiedereinbau des Motors zwar eine ziemliche Fingerakrobatik, aber letztendlich fahre ich häufiger als dass ich am Motor rumschraube.

Beim Einbau der Servos für die Jetsteuerung war ich froh, daß ich mir mittlerweile eine Computerfernsteuerung (FC-16) zugelegt hatte. Hiermit war es mir möglich den sehr geringen Ruderausschlag für die Steuerdüse einstellen zu können. Denn selbst auf dem innersten Loch des Servohebels war der Ruderarm noch zu lang.

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Das Fahrverhalten

Um das wichtigste vorwegzunehmen: „Jet fahren macht einfach Spaß!" Die Geschwindigkeit des Bootes ist absolut beeindruckend. Wenn es nicht schon durch seine Farbgebung zum Hingucker wird, so spätestens dann, wenn der Hebel „auf den Tisch" gelegt wird.

Obwohl fast doppelt so groß und doppelt so schwer wie die „Key West" eines Freundes, steht sie an Maximalgeschwindigkeit nicht viel nach. Sehr erfreulich ist außerdem die geringe Geräuschentwicklung des Jets. Da die Schraube praktisch vollständig „getaucht" läuft, entwickelt sie nicht die Fräsgeräusche, wie man sie von halbgetauchten Propellern kennt.

Sehr angenehm sind auch die relativ langen Motorlaufzeiten von bis zu 12 Minuten, in gemischter Fahrweise. Permanent Vollgas reicht dann immer noch für ca. 7 Minuten bei nur ca. 1,8 Ah Akkukapazität. Die optimale Energieausnutzung eines Jetantriebs scheint sich daher auch beim Modell zu zeigen.

 

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Das Modell hat, bedingt durch die hohen Aufbauten, einen hohen Schwerpunkt und ist dadurch recht windempfindlich. Es treibt nicht nur leicht ab, sondern ist bei hohen Geschwindigkeiten auch ein wenig kippelig. Daher sollte man bei Maximalgeschwindigkeit mit dem Ruderhebel sehr feinfühlig umgehen.

Durch den glatten Unterboden im Heckbereich ist der Geradeauslauf bisweilen etwas nervös. Inbesondere Wellen die schräg von der Seite kommen, führen zu einem „Wegwischen" des Hecks. Durch den hohen Schwerpunkt führte das dazu, daß sich das Boot regelrecht aufschaukelte und nur durch Geschwindigkeitsreduzierung wieder in den Griff zu bekommen war. Ich habe daher hinter der Jetansaugöffnung zwei kleine Leitflächen von ca. 60mm Länge und 8 mm Höhe am Rumpfboden angebracht. Das hat zwar nichts mit dem Original zu tun, das Boot läuft damit aber wesentlich stabiler. Anfangs waren diese Leitflächen zu lang, was bei Kurvenfahrt zu einem Strömungsabriss im Jettunnel führte und den Vortrieb stark reduzierte.

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Eine besonders spektakuläre Situation entstand, als ich bei hoher Geschindigkeit die Umkehrhaube betätigte. Wie bei einem Rennwagen brach das Heck schlagartig aus und das Boot legte sich auf die Seite. Dank der Auftriebskörper richtete es sich glücklicherweise sofort wieder auf. Wasser war bei dieser Aktion zwar nicht eingedrungen, aber daraufhin habe ich die Decksöffnung mit einem Schiebeluk zusätzlich verschlossen. Dazu ist es erforderlich, daß der Aufbau anderweitig befestigt wird, was ich aber ohnehin schon gemacht habe.

Insgesamt hat sich der Bau des Modells absolut gelohnt. Insbesondere die Geschwindigkeit beeindruckt mich immer wieder, und das verbunden mit relativ langen Fahrzeiten. Und da ich kein Freund von Rennbooten bin, habe ich mit meinem „Zander" eine echte Alternative gefunden.

Mein Urteil: „Sehr empfehlenswert!"  

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